Graziella Schazad unterstützt die Plattenladenwoche, weil…

„…ich weiterhin in Plattenläden stöbern, abtauchen und dabei die Zeit dabei vergessen möchte. Ich wünsche mir, dass auch noch meine Kinder in Plattenläden gehen können und nicht alles übers Internet kaufen, weil sie es gar nicht anders kennen.“

Wie wichtig ist der Fachhandel in Zeiten von Internet und MP3, sowohl als Musiker als auch als Kunde und Musikfan für Dich?

Der Plattenladen ist für mich sehr wichtig! Ich habe noch nie Musik über’s Internet gekauft und kann mir das vorerst auch nicht vorstellen. Da bin ich altmodisch. Ich will mir das Cover anschauen, in die CD reinhören und beim Rumstöbern eventuell neue Künstler entdecken. Ausserdem bekomme ich da gegebenenfalls auch eine gute Beratung!

Natürlich ist es auch reizvoll sich per Mausklick sofort alles bestellen zu können, gleichzeitig finde ich den Gedanken aber auch schrecklich: Keine Vorfreude mehr, alles immer sofort haben wollen und bekommen. Wenn man das ganze Leben aus Zeitmangel und Faulheit optimiert, geht das Leben an einem vorbei und soviel Nostalgie verloren. Trotzdem liebe ich MP3-Spieler, darauf möchte ich nicht verzichten. Ich kaufe mir die CDs, wandele sie zuhause um und überspiele sie dann.

Welche Bedeutung haben Plattenläden für die Musikkultur im allgemeinen und für Deine Musik im besonderen?

Sich eine CD zu kaufen war und ist für mich von jeher immer etwas Besonderes und hat für mich auch mit Entspannung und Abschalten zu tun. Schließlich nehme ich mir immer etwas Zeit und tauche dann ab.

Ich gehe mit einer Vorfreude in den Laden, suche als erstes die CD, die ich kaufen will. Dann stöbere ich noch ein wenig herum, schaue mir andere CDs aus dem Genre an, höre in M

usik rein, die mich nur auf Grund des Covers interessiert (das würde ich online nicht machen) und öffne unmittelbar nach dem Zahlen die CD, weil ich es nie bis zu Hause ab- und erwarten kann, mir das Booklet anzuschauen. Ich liebe dieses Prozedere.

Ausserdem sind Plattenläden auch eine Art Plattform: Oft sind in den Schaufenstern viele CDs ausgestellt, die Musik die gerade im Laden läuft, steht am Tresen aufgestellt und in manchen Plattenläden finden regelmäßig Konzerte statt.

Wann und wo hast Du Deine ersten Schallplatten oder CDs gekauft, und welche Erinnerungen verbindest Du mit Plattenläden?

Meine erste CD habe ich mit elf Jahren in einem Laden in Berlin gekauft. Den Namen weiß ich nicht mehr. An meinem Gefühl hat sich aber nichts geändert, ich war damals vor Vorfreude aufgeregt und bin es immer noch. Ich habe rumgestöbert und völlig die Zeit vergessen. Ich habe nach anderen Künstlern gefragt und eine nette Beratung bekommen. Auf jeden Fall eine schöne Erfahrung!

Was sind Deine aktuellen CD-Tipps, und welche Musiker und Alben sollten in keinem CD-Regal fehlen?

Jeder sollte Musik haben, die einen – egal wie schlecht man gerade drauf ist – sofort in gute Laune versetzt, Musik bei der man sofort mitsingt und mittanzt und seinen Ärger vergisst. Bei mir sind das z.B. Morcheeba, Beastie Boys, Brother Ali, Peter Fox, Xavier Naidoo oder auch Die Fantastischen Vier.

Man sollte aber auch Musik haben, die einen in seinen Gefühlen bestätigt, in der man seinem Schmerz wieder findet und sich identifizieren kann.