Hille Perl: „Nur im Fachhandel kann ich auch auf Produkte aufmerksam gemacht werden, die ich nicht von mir aus suchen würde oder aufgrund dessen, was mir schon bekannt ist.“

„Ich unterstütze die Plattenladenwoche, weil wir jede Aktion dringend brauchen, bei der sich das kulturelle Netzwerk in diesem Lande verbindet.“
Wie wichtig ist für Sie der Fachhandel in Zeiten von Internet und MP3, sowohl als Musiker als auch als Kunde und Musikfan?

Sehr wichtig: nur im Fachhandel kann ich auch auf Produkte aufmerksam gemacht werden, die ich nicht von mir aus suchen würde oder aufgrund dessen, was mir schon bekannt ist: deswegen würde ich begrüßen, dass der Fachhandel sich insbesondere auf Produkte spezialisiert, die nicht im Mainstream vertreten sind; dies ist notwendig um ein breitgefächertes und buntes Kulturleben zu erhalten.

Hille Perl (Foto: Uwe Arens)
Hille Perl (Foto: Uwe Arens)

Welche Bedeutung haben Plattenläden für die Musikkultur im allgemeinen und für Ihre Musik im besonderen?

Gerade Produkte, die nicht leicht in eine Schublade passen, die nicht leicht unter einem bekannten Suchbegriff zu finden sind, haben im Plattenladen eine Chance präsentiert und gehört zu werden. Im Regelfall sind die Angestellten und Betreiber des Fachhandels persönlich äußerst interessiert und musikbegeistert: diese Plattenhändler sind ein wichtiger Faktor, gerade bei Produkten, deren Verkaufszahlen deutlich unter den in der Popmusik üblichen liegen.

Wann und wo haben Sie Ihre ersten Schallplatten oder CDs gekauft, und welche Erinnerungen verbinden Sie mit Plattenläden?

Bei Von Ahsen in Verden an der Aller: ein Plattenladen, der auch Stereoequipment verkaufte. Es war immer sehr spannend, man sparte ewig lange auf irgendeine LP und es war ein festgelegter Tag, möglichst an einem Sonnabend, um am Sonntag 10mal die jeweilige LP hören konnte.

Was sind Ihre aktuellen CD-Tipps, und welche Musiker und Alben sollten in keinem CD-Regal fehlen?

Oh, die Liste wäre sicher lang, ich finde es äußerst beruhigend, viele CDs und eine vielfältige Musikauswahl zur Verfügung zu haben. Was in keinem CD-Regal fehlen sollte um Kindern gute Laune zu verschaffen, ist eine schöne Einspielung von Corellis Opus 6. Dann natürlich jede Menge Bachkantaten für das Sonntagsfrühstück, überhaupt Bach, alles was man kriegen kann, der große Tröster. Ich persönlich höre im Moment viel elisabethanische Musik, weil ich da am besten meine melancholischen Phasen ausleben kann. Noch ein aktueller Tip für Jazzliebhaber: The Stanley Clarke Trio mit ‚Jazz in the Garden‘ – eine schöne Aufnahme, bei der man oft lachen muss.