Nikola Materne: „Als Kunde bin ich dann auch dankbar, durch Tipps unbekannte aber tolle Musiker kennenzulernen“ (Interview)

3 Fragen zum Thema „Musik von hier“:

Plattenladenwoche: Viele Künstler aus Deutschland feiern auch im Ausland große Erfolge, und in den Charts stammen immer mehr Alben aus deutscher Produktion – was zeichnet Deutschland als kreativen Standort aus, und wie bist Du selbst dazu gekommen, Musiker zu werden?

Nikola Materne: Ob Deutschland ein besonders guter Kreativstandort im Vergleich zu anderen Ländern ist, weiß ich nicht. Ich kann nur für mich sagen, dass ich mit einem riesigen Fundus an Musik und Literatur und überhaupt Kultur groß geworden und auch heute noch davon umgeben bin. Es gibt in jeder Kultursparte tolle deutsche Künstler und gerade für meine Songtexte ist die Inspiration durch deutschsprachige Autoren jeder Epoche und ihr Umgang mit Sprache wichtig. Der freie Zugang zur und die Verfügbarkeit von Kunst, Musik, Literatur usw. ist in Deutschland gegeben. Ich hoffe, das bleibt auch weiter so und Kultur wird weiterhin gefördert und allen verfügbar gemacht und nicht immer mehr dem Massengeschmack und der Wirtschaftlichkeit unterworfen.

Ich habe Musik immer schon geliebt, gehört und früh auch selbst gemacht, erst am Klavier, später in Bands als Sängerin. Trotz einiger Widrigkeiten habe ich mir meinen Traum, Musikerin zu werden, verwirklicht.

Nikola Materne (Foto: Katrin Hesse)

Welche deutschen Künstler siehst Du als Geheimtipp?

Für mich ist Céline Rudolph eine tolle Sängerin/Komponistin. Nikola Materne & Bossanoire ;-)

Was wünschst Du Dir vom Medien- und Kulturumfeld für die Musiklandschaft zwischen Flensburg und München?

Ich wünsche mir mehr Musikförderung, die nicht von der Industrie ausgeht (also durch die Plattenfirmen oder z.B. Sponsoring), sondern von Städten, Ländern usw. und auch von den Musikhörern. Für Musik wird immer weniger Geld ausgegeben, das macht es uns manchmal wirklich schwer. Was die Kulturförderung angeht, sind bildende und darstellende Künstler eindeutig im Vorteil gegenüber den Musikern.

3 Fragen zum Thema „Plattenladen“:

Welche Bedeutung haben Plattenläden für die Musikkultur im Allgemeinen und für Deine Musik im Besonderen?

Ich finde es sehr schade, dass inzwischen viel mehr Musik im Internet verkauft wird, als im Plattenladen. Das persönliche Gespräch und die Beratung entfallen. Auch hier wird dann am meisten gesehen und daraufhin auch gehört, wer die größte Werbung fährt.

Die Leute von „meinem“ Plattenladen „Jörgs CD Forum“ in Münster sind absolute Förderer meiner Musik, dadurch bin ich schon mit mehreren Veröffentlichungen ganz oben in ihren Verkaufscharts gelandet. Tolles Engagement, absolut vorbildhaft!

Wie wichtig ist für Dich der Fachhandel sowohl als Musiker als auch als Kunde und Musikfan?

Weil ich noch nicht so bekannt bin, freue ich mich natürlich, wenn die Fachkräfte im Plattenladen mich kennen und weiterempfehlen. Als Kunde bin ich dann auch dankbar, durch Tipps unbekannte aber tolle Musiker kennenzulernen.

Was sind Deine aktuellen CD-Tipps, und welche Musiker und Alben sollten in keinem heimischen CD-Regal fehlen?

Meine subjektive, hoch unvollständige Liste: Stevie Wonder, Joni Mitchell, Musik von Michel Legrand und Antonio Carlos Jobim, Chet Baker (als Sänger und Trompeter), Miles Davis, Frank Zappa, Björk, Ella Fitzgerald, Aretha Franklin, Prince, Billie Holiday, Radiohead, Kraftwerk, Portishead

„Ich unterstütze die Plattenladenwoche, weil…“

„… ich möchte, dass die Plattenläden trotz der Internetkonkurrenz überleben können… und weil ich Plattenliebhabern mein neuestes Album vorstellen möchte.“