Wer Jamie Cullum einmal live erlebt hat, weiß warum der junge Sänger und Pianist als ein Phänomen seines Genres gilt. Er tanzt auf dem Klavier, leistet sich Kapriolen des Entertainments, nur um wenige Minuten später wieder inniglich eine Ballade anstimmen zu können. “Cullum schlüpft in verschiedenen Rollen, zitiert Cobain und das Rat Pack, Hendrix und die Kinks, darüber hinaus eine ganze Reihe swingboppender Ahnherren der Bewegung”, konnte man nach einem Münchner Konzert in der Süddeutschen Zeitung lesen.
Für sein mittlerweile siebtes Album ‚Interlude‘ hat Jamie Cullum Standards auf eine ganz klassische Art eingespielt und besinnt sich dabei wieder auf seine alte Liebe zurück: den Jazz. Selbstredend stand der Brite bei der Aufnahmesession – unbeeindruckt von Trends – mit seinen äußerst versierten Musikern in einem Raum. Mit von der Partie waren unter anderem Gregory Porter oder Laura Mvula. Cullum macht kein Geheimnis daraus, wie er an diese Künstler gekommen ist: „Ich habe durch meine BBC-Radiosendung jede Menge grandiose Kollegen kennengelernt.“
Mit ihnen verschanzte sich der 35-Jährige in einem Studio im Norden von London, vollgestopft mit analoger Technik. Er schnitt innerhalb von drei Tagen 16 Songs mit, zwölf schafften es auf die Platte. Bläser verdichten das Titelstück „Interlude“. Mit „Don’t You Know“ zeigt sich der Vater von zwei Töchtern mit kräftiger Stimme von seiner bluesigen Seite. Bei „Seers Tower“ greift er beherzt in die Tasten seines Klaviers, während die Geigen im Hintergrund schluchzen. „Walkin‘“ hat diesen gewissen nostalgischen Charme. „Losing you“ offenbart sehnsüchtige Wehmut – auch die steht Cullum gut. Diese Vielfalt lässt nie Langeweile aufkommen. Man hört dem Sänger einfach gerne zu, wenn er voller Leidenschaft den Jazz zelebriert.
Jamie Cullum unterstützt auch dieses Jahr wieder die Plattenladenwoche: