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Ragna Schirmer: „Meine Schallplatten kaufe ich immer bei den Händlern meines Vertrauens“

„Ich unterstütze die Plattenladenwoche, weil Kompetenz nicht downgeloaded werden kann.“

Ragna Schirmer (Foto: Frank Eidel/Edel)
Ragna Schirmer (Foto: Frank Eidel/Edel)

Wie wichtig ist für Sie der Fachhandel in Zeiten von Internet und MP3, sowohl als Musiker als auch als Kunde und Musikfan?

Meine Schallplatten (ja, tatsächlich LPs!) kaufe ich immer bei den Händlern meines Vertrauens. So habe ich schon einige ganz besondere Raritäten erworben, die ich ohne persönliche Beratung nie entdeckt hätte.

Welche Bedeutung haben Plattenläden für die Musikkultur im allgemeinen und für Ihre Musik im besonderen?

In Zeiten des Internet müssen sicher einige Unternehmen umdenken, da insbesondere Jugendliche sehr viel Zeit online verbringen und sich auch so über Musik-Neuerscheinungen informieren. Es ist aber eine Tatsache, dass ein persönliches Gespräch durch keinen Chat zu ersetzen ist. Dafür müssen sich motivierte Plattenläden momentan besonders intensiv einsetzen, dann kann es gelingen, den Trend zum Netz aufzuhalten.

Wann und wo haben Sie Ihre ersten Schallplatten oder CDs gekauft, und welche Erinnerungen verbinden Sie mit Plattenläden?

Meine erste Schallplatte war „My Fair Lady“. Ich hatte sie mir zum achten Geburtstag gewünscht, nachdem ich das Musical im Theater gesehen hatte. Da sie zu dem Zeitpunkt nicht auf deutsch im Laden stand, bekam ich die englische Version. Wie hab ich geweint! Die wollte ich doch nicht, weil ich im Theater die Texte so schön fand… ( „Ich sehe Krähen in der Nähe, Rehe noch eher näher!“)  Selbstverständlich hat der nette Laden in Hildesheim sie umgetauscht und mir eine deutsche Version bestellt.

Was sind Ihre aktuellen CD-Tipps, und welche Musiker und Alben sollten in keinem CD-Regal fehlen?

Genau wie das persönliche Gespräch im Plattenladen ist ja auch das live-Erlebnis von Musik ein Besonderes. Ich mag Live-Mitschnitte, die tatsächlich solche sind, sehr. Beispielsweise aus amerikanischen Jazz-Clubs, oder die Live-Konzerte von Martha Argerich.

Kitty Hoff: „Es geht nichts über persönliche Musiktipps“

„Ich unterstütze die Plattenladenwoche, weil ich Aug-in-Aug-Plattenkäufe mag!“

Kitty Hoff (Foto: Bernd Brundert)
Kitty Hoff (Foto: Bernd Brundert)

Wie wichtig ist für Dich der Fachhandel in Zeiten von Internet und MP3, sowohl als Musiker als auch als Kunde und Musikfan?

Es geht nach wie vor nichts über persönliche Musiktipps von begeisterten Plattenhändlern und stundenlanges aktives Durchschauen, Durchhören und Entdecken von neuer und alter Musik. Es ist einfach anders, eine CD oder Platte in Händen zu halten, beim Probehören das Booklet anzusehen und zu merken: die MUSS ich jetzt einfach haben. Und dann geht man mit einer Tüte voller neuer Akustikschätze aus dem Laden und der Tag ist gerettet!

Welche Bedeutung haben Plattenläden für die Musikkultur im allgemeinen und für Deine Musik im besonderen?

Allgemein geben Plattenläden der Musik den Stellenwert, den sie verdient. Es sollte einfach nach wie vor Orte geben, die explizit und persönlich das Kulturgut Musik präsentieren und vertreiben. Für mich als Künstlerin ist es darüber hinaus ein großes Glück, über Wochen mit einem schönen großen Bild im Schaufenster des Lieblingsplattenladens gezeigt und wärmstens empfohlen zu werden (so geschehen zum Release meines aktuellen Albums „Zuhause“ (April 2009)). Was Tolleres kann ich mir echt nicht vorstellen :0)!

Wann und wo hast Du Deine ersten Schallplatten oder CDs gekauft, und welche Erinnerungen verbindest Du mit Plattenläden?

Meine erste selbstgekaufte Musik war eine Platten-Single Mitte der Achtziger und zwar „Tainted Love“ von Soft Cell, großartig. Ich kaufte sie im Münsterschen Plattenladen „Das Ohr“, den es heute leider nicht mehr gibt. Das war ein Laden mit absoluten Spezialisten hinter dem Tresen, die alles, aber auch wirklich alles kannten. Und wenn man den Titel eines Songs, den man unbedingt haben wollte, nicht wusste, konnte man ihn dem Verkäufer/in einfach vorsummen und die Sache war klar…!

Was sind Deine aktuellen CD-Tipps, und welche Musiker und Alben sollten in keinem CD-Regal fehlen?

Gerade gekauft habe ich 2 tolle Sampler, einmal „Acoustic Brazil“ von Putumayo World Music (wunderbare akustische Bossa Nova-Nummern) und dann „Hilfe! Mein Geld ist weg!“ von Bear Family Records (sehr lustige Zusammenstellung von alten Schätzchen zum Thema Wirtschaftskrise).

In meinem Regal steht seit Ewigkeiten eine oft gehörte Platte mit Bach-Kantaten (Aufnahme mit dem Dresdner Kreuzchor) zum Gedanken-Ordnen. Und dann habe ich sehr viele Lieblingsplatten der französischen „Nouvelle Scène“ des Chanson: B. Biolay, Keren Ann, C. Clément, Mathieu Chedid, Mathieu Boogaertz, Camille, Clarika… kennen leider hierzulande viel zu wenige. Alors: kaufen!