Gunter Gabriel: „Ein Schallplattengeschäft ist wichtiger als eine Kneipe“

Wie wichtig ist für Dich der Fachhandel in Zeiten von Internet und MP3, sowohl als Musiker als auch als Kunde und Musikfan?

Ein Schallplattengeschäft mit kompetenten Leuten ist wichtiger als eine Kneipe. Es ist für mich genauso wichtig, wie ein Buchladen. In einem Schallplattengeschäft kann ich das, was ich haben will anfassen, im Internet nicht. Es gibt nur drei Dinge, an denen ich in meinem Leben nicht vorbeigehen kann. Erstens ein Papierladen, zweitens ein Bücherladen und drittens ein Plattenladen. Das war schon seit meinem dreizehnten Lebensjahr so, als Elvis in mein Leben trat.

Welche Bedeutung haben Plattenläden für die Musikkultur im allgemeinen und für Deine  Musik im besonderen?

Aus meiner Sicht kann ich nur sagen, es gibt doch nichts Besseres, wenn man Musik gehört hat, wo auch immer: Beim Schweinefest in Buxtehude, Rockfestival in Wacken oder einem Schützenfest in Clausthal-Zellerfeld; wenn man anschließend diese Musik auch wirklich kaufen kann und nicht ewig danach herumsausen muss. Da verliert man schnell die Lust. Das Bewusstsein für Kultur überhaupt muss sich ja entwickeln. Ob es nun Malerei, Musik oder Esskultur am Tisch ist. Durch Einflüsse im Elternhaus in der Schule usw… Wie lange hat es gedauert bis ich Ray Charles, Muddy Water, Konstantin Wecker, Funny van Dannen, oder Woody Guthrie, kapiert hab, alles braucht seine Zeit.

Wann und wo hast Du Deine ersten Schallplatten oder CDs gekauft, und welche Erinnerungen verbindest Du mit Plattenläden?

Meine erste Platte, die ich gekauft habe, war „Diana“ von Paul Anka, Vinyl, 5 D-Mark. Der Plattenladen war genau gegenüber von der Schule, jeden Tag sah ich die Platte im Schaufenster liegen. Als ich endlich das Geld dafür zusammen hatte, war es das Kostbarste was ich je besaß. Keine Platte, die ich danach kaufte, hatte je wieder diesen Wert wie diese. Warum: Ich nahm dieses schwarze Vinyl Ding aus der Hülle und auf dem Label stand alles, was ich wissen wollte, nämlich „Diana“, darunter in kleinen Buchstaben, der Name des Komponisten und das hat mich total irritiert. Denn der 14-jährige Paul Anka hatte den Songs selbst geschrieben, welch’ großartige Tat von dem Bengel, das wollte ich auch: Songs schreiben ! Was ist ein Sänger ohne einen guten Song – nichts! Seitdem würde ich niemals eine Platte auflegen, bevor ich mir vorher das Booklet durchlese: Wer hat was geschrieben ? So wurde ich übrigens selbst zum Songschreiber.

Was sind Deine aktuellen CD-Tipps und welche Musiker und Alben sollten in keinem CD-Regal fehlen?

Die neue Bob Dylan

John Lennon Songs,

Zum Aufwachen im Schlafzimmer Paul Mauriat

Fürs Badezimmmer und zum Duschen: Reggae und Bob Marley

Fürs Auto: Bob Dylan, Johnny Cash

Für meine Veranda: Elvis und John Lennon