3 Fragen zum Thema „Entdecke Ungehörtes“
Wie bist Du dazu gekommen, Musiker zu werden, und wie hast Du Dein eigenes Genre entdeckt?Als ich sechzehn Jahre alt war hatte ich meine ersten Auftritte. Ich spielte Songs von Bob Dylan und Joan Baez in den Beatclubs jener Zeit. Kurz darauf (1967) kamen die ersten Radio- und TV-Auftritte (SWF Baden-Baden). So öffneten sich die Tore ins deutsche Musikgeschehen. Aber ich wanderte 1970 nach England aus, spielte in den Folk Clubs dort und gründete ein Musikprojekt für Kinder, das mich in den nächsten sieben Jahren ernährte und viel Freude machte. Plötzlich war ich Musiker geworden obwohl ich in London nebenher noch Malerei und Fotografie studierte. Glücklicherweise ergab es sich, dass ich damit nie Geld verdienen musste. Noch ein brotloses Gewerbe! Mit der Musik konnte ich in jenen Jahren genug zum Leben verdienen aber der Gürtel war eng geschnallt. Erst Mitte der 1980er Jahre, als das Album INDIAN SUMMER zu einem kleinen Welterfolg wurde, begann ich Einkommensteuer zu bezahlen. Seit ich auch Verlags- und Labelinhaber bin, hat sich die Einkommensbasis so verbreitert, dass ein solider Grundstock vorhanden ist. In den 1970er bis in die frühen 1980er Jahre fühlte ich mich als Singer/Songwriter im Sinne eines Bert Jansch oder einer Joni Mitchell. Letztendlich führte mich mein Publikum, eben die Menschen, die meine frühen Platten kauften und auf die Konzerte kamen dazu, dieses Selbstverständnis zu verwerfen. Ich war kein überragender Sänger. Und Texte schreiben war auch nicht meine Stärke. Das wurde mir immer mal wieder gesagt und eines Tages wurde mir klar: du machst jetzt ohne Worte weiter. So entwickelte sich meine Instrumental-Musik, die sich an Songformen anlehnt, aber ohne Text und Gesang auskommt. Genau das geschah mit der oben genannten INDIAN SUMMER-Produktion. Und das Publikum hat mich für diese gute Entscheidung auch nach den folgenden Alben wie AQUAMARIN und LEGENDS OF LIGHT und alles, was danach kam, reichlich belohnt!
Welchen Künstler siehst Du als Geheimtipp?
In der jungen europäischen Jazz-Szene gibt es viele wunderbare, innovative und experimentierfreudige Musiker. Ich fand sie in Italien, in Norwegen, in Frankreich, in Großbritannien und bei uns in Deutschland. Ich möchte nur einige nennen: der sardische Blasinstrumentenkünstler Gavino Murcia, der deutsche Trompeter Thomas Siffling mit seinem Trio und sein Landsmann, der Gitarrist Heiko Gottberg und – in diesem Zusammehang schon eher ein Altmeister – der Brite Gavin Bryars.
Was war die letzte Platte, bei der Du Dir gedacht hast: „Unglaublich, so etwas habe ich noch nie gehört“?
Joni Mitchell »Travelogue«. Ihre schönsten, gigantischsten Songs in unfassbar geilen Bigband-Arrangements!
3 Fragen zum Thema „Plattenladen“
Welche Bedeutung haben Plattenläden für die Musikkultur im Allgemeinen und für Deine Musik im Besonderen?
Das ist ganz einfach: Plattenläden sind die Basis der Musikschaffenden. Ohne Plattenläden geht nichts! An der Entwicklung meiner Karriere hat der Fachhandel einen überragenden Anteil.
Was sind Deine aktuellen CD-Tipps, und welche Musiker und Alben sollten in keinem heimischen CD-Regal fehlen?
Knut Rössler & Johannes Vogt – »Octagon, Between The Times« (ACT)
Joni Mitchell – »Travelogue« (Nonesuch)
„Ich unterstütze die Plattenladenwoche, weil…“
… ich mir dringend wünsche, dass die kleineren, gut sortierten Geschäfte mit ihrem passionierten und engagierten Fachpersonal überleben und florieren.